Samstag, 24. Januar 2009
 
61 Windräder für NS-Opfer PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Gerhard Pazderka   
Dienstag, 1. April 2008

Am 6. April um 12 Uhr werden am Hauptplatz von Hadersdorf am Kamp 61 Windräder der Künstlergruppe „GoF“ an die dort durch die SS ermordeten 61 Antifaschisten erinnern. Sozialminister Erwin Buchinger (SPÖ) und Werner Fasslabend (ÖVP) werden Reden auf der Gedenkveranstaltung halten.


Installation aus 61 Windrädern "Die Windräder sind", so Christine Pazderka, Tochter eines dort im April 1945 ermordeten Widerstandskämpfers, „ein Symbol unserer Ausdauer und Unbeugsamkeit in der Forderung um die Errichtung einer Gedenkstätte. Der Krieg ist mehr als 60 Jahre vorbei; es ist endlich an der Zeit, im öffentlichen Raum 365 Tage im Jahr an die Opfer des NS-Terrors zu erinnern“, so die Obfrau des Vereins „Gedenkstätte – Hadersdorf am Kamp“.

Ein Angebot

der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich, bei der Errichtung eines Mahnmals in Hadersdorf am Kamp mitzuwirken, hat der dortige Bürgermeister, Bernd Toms (ÖVP), vehement ausgeschlagen. „Toms kämpft wie 'Don Quijote' gegen Windmühlen“ meint Pazderka.

Reden von Buchinger, Fasslabend, Coudenhove-Kalergi

Sozialminister Buchinger wird die Hauptrede auf der Gedenkveranstaltung halten, über die Bundespräsident Heinz Fischer, wie auch im vergangenen Jahr, den Ehrenschutz übernommen hat. Mit Werner Fasslabend, langjähriger Verteidigungsminister und Präsident der Politischen Akademie der ÖVP, spricht auch erstmals ein Vertreter des bürgerlichen Lagers. Das Wort ergreifen wird auch die renommierte Journalistin und Renner-Preisträgerin Barbara Coudenhove-Kalergi.

Schwerpunktthema: Widerstand in Europa

In diesem Jahr wollen die Organisatoren - der Verein "Gedenkstätte - Hadersdorf am Kamp", der Historiker Robert Streibel und das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) - besonders an den europäischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus erinnern. Unter den Opfern des Massakers befanden sich neben Antifaschisten aus Österreich auch welche aus Griechenland, Jugoslawien und der Tschechoslowakei.

ÖKB-Vizebürgermeister

Die populäre Vizebürgermeisterin der Gemeinde, Liselotte Golda (ÖVP), die als Toms' Widersacherin galt, hat mittlerweile alle ihre Funktionen zurückgelegt. Neuer Vizebürgermeister ist Heinrich Becker (ÖVP), er bekleidet auch das Amt des Obmannstellvertreters der Ortsgruppe des Kameradschaftsbundes (ÖKB). Bernd Toms selbst hat durch die letzten Landtagswahlen sein Landtagsmandat verloren. Auf der Liste der Landes-VP fand er keinen Platz mehr, Toms war auch in seiner Partei 2006 mit der von ihm angeordneten Demontage eines provisorischen Mahnmals für die Opfer des Massakers, auf Unverständnis und Ablehnung gestoßen.

Hintergrund

Am 7. April 1945 wurden in der Gemeinde Hadersdorf am Kamp 61 Antifaschisten und Widerstandskämpfer von einer SS-Einheit, unter Beihilfe Hadersdorfer NSDAP-Führer, erschossen. Sie waren Opfer der so genannten Kremser Hasenjagd, einem blutigen Gemetzel, initiiert von NS-Treuen, nachdem der Leiter der Männerstrafanstalt Stein, Franz Kodré, unter dem Eindruck des bevorstehenden Kriegsendes, die politisch Inhaftierten entlassen hatte. Der von Angehörigen der Opfer gegründete Verein "Gedenkstätte – Hadersdorf am Kamp" bemüht sich bisher vergeblich um die Errichtung einer Gedenkstätte im Ort. Die virtuelle Gedenkstätte im Internet www.gedenkstaette-hadersdorf.at enthält eine umfangreiche Dokumentation der Ereignisse.

Termin
Einladung zum Gedenken
6. April 2008 - 12:00 Uhr
Hadersdorf am Kamp / Hauptplatz

In Erinnerung an den europäischen Widerstand und die 61 in Hadersdorf am Kamp durch die SS ermordeten Antifaschisten


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